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Als vor 75 Jahren ein polnischer Stab nach Meilen kam

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Andreas Hess

Vor 75 Jahren, während des 2. Weltkrieges wurde in Meilen der Stab der internierten 2. polnischen Schützendivision (2. Dywizjia Strzelców Pieszych; 2.DSP) einquartiert. Mit einer Ausstellung und einem offiziellen Anlass „75 Jahre Offizierslager Meilen“ wurde vom 19.-21. Oktober 2018 in Meilen an das Ereignis erinnert.

Dramatische Tage spielten sich im Juni 1940 an der Schweizergrenze zu Frankreich ab. Die Deutsche Wehrmacht war in Frankreich einmarschiert. Durch den schnellen Vorstoss der Deutschen Wehrmacht wurden polnische Truppen, welche dem französischen 45. Armeekorps unterstellt waren, an die Schweizer Grenze abgedrängt.

Vom Freiheitskampf in die Internierung

Die Situation war für das 45. Armeekorps ausweglos. Am 17. Juni 1940 stellten der französische General Daille und der Kommandant der 2. Polnischen Schützendivision, General Bronisław Prugar-Ketling ein Gesuch um Internierung in der Schweiz nach Haager Konvention. Der Bundesrat willigte ein. Ab dem 18. Juni 1940 traten die französischen Truppenteile der 45. Armee über die Grenze, gedeckt durch Spahi und die 2. Polnische Schützendivision 2.DSP. In der Nacht vom 19. auf den 20. Juni 1940 überschritten auch die über 12’000 Angehörigen der 2.DSP, wenige Angehörige der 1. Polnischen Grenadierdivision und die Spahis bei Goumois, damals zum Kanton Bern gehörend, den Doubs und wurden in unserem Land entwaffnet und interniert.

Internierungslager

Die Internierungslager waren über das ganze Land verteilt. Zunächst wurde der polnische Divisionsstab in Huttwil untergebracht, wo auch die Zusammenkunft zwischen General Henri Guisan und General Bronisław Prugar-Ketling stattfand. Am 15. Oktober 1943 bezog General Prugar-Ketling, zusammen mit seinen 40-50 Stabsoffizieren- und Unteroffizieren das sogenannte „Offizierslager Meilen”.

Die internierten polnischen Offiziere und Unteroffiziere waren in verschiedenen Quartieren, meist bei Privatpersonen in Meilen untergebracht. General Prugar-Ketling wurde ein Zimmer im Hotel Hirschen Obermeilen zugewiesen. Im Gasthof zum Löwen und im alkoholfreien Restaurant „Sternen” wurde der Stab verpflegt. Für die Verpflegung der rund 50 polnischen Armeeangehörigen war die eigene, polnische Küchenmannschaft verantwortlich. Im ehemaligen Restaurant Blumental befand sich das Stabsbüro. Der Gemeinderat Meilen bewilligte laut Sitzungsprotokoll vom 9.11.1943 den Einbau einer Heizungseinrichtung für das Stabsbüro in der Höhe von CHF 297.50.

Das Offizierslager Meilen unterstand dem Territorialkommando 4, Basel, Schweizer Kommandant war Oberstleutnant Dr. med. Hans Frey aus Meilen.

Die Aufgaben des polnischen Stabes

Dem Divisionsstab in Meilen waren alle polnischen Arbeits-, Schul- und Hochschullager unterstellt. In den Hochschullagern wurden Akademiker in den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen ausgebildet. In Schullagern konnten die jüngsten ihre Schulabschlüsse nachholen.

Dem kulturellen Leben zur Erhaltung der Truppenmoral während der Internierung in unserem Land wurde grosse Bedeutung geschenkt. Dazu veranlasste General Prugar-Ketling die Bildung eines Ausschusses mit dem Ziel das kulturelle Leben innerhalb der Schützendivision zu fördern.

Aber auch militärische Planungen und die taktische Ausbildung der Offiziere wurden intensiviert, ebenso die körperliche Ertüchtigung und Disziplin der Soldaten. Wenn auch im geheimen und ohne Waffen und Geräte.

Enorme Arbeitsleistung

Die Arbeitsleistung der polnischen Soldaten in den Arbeitslagern war enorm: Während der Internierungszeit bis Kriegsende am 8. Mai 1945 wurden rund 230 km neue Strassen erbaut, 63 Brücken neu gebaut oder restauriert, über 60 ha Landwirtschaftsland melioriert und 1’350 ha Waldfläche bewirtschaftet. Im Bergbau wurden fast 10’000 t Steinkohle abgebaut und 70’000 t Eisenerz gefördert.

Dank der Internierten an Meilen

General Prugar-Ketling bedankte sich bei den Meilener Behörden mit einem Schreiben und einer Erinnerungsplakette für den über zwei Jahre dauernden Aufenthalt in Meilen. Bis zum Umbau des Gemeindehauses hing der Polenadler mit Plakette beim Eingang zum Sitzungszimmer des Gemeinderates. Heute ist die Plakette im Ortsmuseum zu sehen.

Erhalten ist auch eine persönliche Widmung des Generals an den Meilener Zahnarzt Dr. Paul Walter für die gute zahnärztliche Betreuung. Im Meilener Anzeiger bedankte sich der polnische Fourier Mlotkowski für das „entgegengebrachte Wohlwollen“, wie dem Meilener Heimatbuch 1985 zu entnehmen ist. General Bronisław Prugar-Ketling verliess unser Land im Dezember 1945 und kehrte mit guten Erinnerungen an Meilen nach Polen zurück. Drei Jahre nach Kriegsende verstarb er am 18. Februar 1948 im Alter von 57 Jahren in Warschau.

Neue Heimat gefunden

Viele der in der Schweiz internierten polnischen Soldaten kehrten ebenfalls nach Polen zurück. Auf Grund der sich abzeichnenden politischen Entwicklungen in ihrem Heimatland Polen zog es jedoch eine grössere Anzahl der  Internierten vor, im Westen zu bleiben. Sie liessen sich in umliegenden Ländern, vorwegend in Frankreich oder Übersee nieder. Rund 1’000 der Internierten Soldaten der 2. Polnischen Schützendivision fanden in der Schweiz und auch in Meilen eine neue Heimat.

Am Wochenende vom 19.-21. Oktober 2018 erinnerte die Interessengemeinschaft (IG) Nachkommen internierter Polen in der Schweiz an die Einquartierung des Stabes der 2. DSP in Meilen mit verschiedenen Anlässen. An der Vernissage der Wanderausstellung „Auf Polenwegen durch die Schweiz“ im Baukeller Meilen nahmen rund 70 Personen teil. Die Vernissage und Ausstellung wurde zusammen mit der Offiziersgesellschaft Zürichsee rechtes Ufer organisiert und durchgeführt. Der bekannte Militärhistoriker Dr. phil. Hans Rudolf Fuhrer ging in seinem spannenden Vortrag  auf die Internierung der 2.DSP in der Schweiz und die Einquartierung des Stabes in Meilen ein. Die Ausstellung „Auf Polenwegen durch die Schweiz“ haben während dem Wochenende über 120 Personen besucht.

 

Am Sonntag, den 21. Oktober 2018 fand die offizielle Erinnerungsfeier „75 Jahre Offizierslager Meilen“ mit einem festlichen Programm im Gasthof zum Löwen in Meilen statt, in dem Lokal, welches während des Aufenthaltes in Meilen dem Stab der 2. DSP als Verpflegungslokal diente. Der ehemalige Chef der Bibliothek am Guisanplatz, vormals Eidgenössische Militärbibliothek, Dr. Jürg Stüssi-Lauterburg ging in seiner Festansprache vor über 50 Personen auf die polnisch-schweizerischen Militärbeziehungen  seit 1817 bis zur Gegenwart ein. Zygmunt Prugar-Ketling, Sohn von General Bronisław Prugar-Ketling dankte in seiner verlesenen Grussbotschaft für die Organisation des Erinnerungsanlasses und wies darauf hin, dass die polnisch-schweizerische Freundschaft auf eine lange und schöne Tradition blicken kann. Zum Abschluss der offizielle Erinnerungsfeier „75 Jahre Offizierslager Meilen“ wurden die Nationalhymen Polens und der Schweiz gesungen.

Andreas Hess, Männedorf

IG Nachkommen ehemaliger internierter Polen in der Schweiz

Portraitfotos polnischer Soldaten

Während den Vorbereitungen zur Ausstellung „Auf Polenwegen durch die Schweiz“ meldete sich ein Meilener Einwohner per Mail bei der IG Nachkommen internierter Polen in der Schweiz und schrieb, dass sein Vater während dem Krieg Portraitsfotos polnischer internierter Soldaten aufgenommen habe. Er würde uns die 12 Bilder zur Verfügung stellen. Der Meilener Hobbyfotograf selber, er lebte von 1920-1973, leistete während dem Krieg als Soldat Aktivdienst.

Entstanden sind 12 eindrückliche schwarz-weiss- Aufnahmen polnischer Soldaten. Sie zeigen internierte polnische Soldaten von sehr jung bis älter, in deren Gesichtsausdruck eindrücklich Sehnsüchte, Hoffnungen, Sorgen oder momentane Freude zum Ausdruck kommen. Extra für die Ausstellung „Auf Polenwegen durch die Schweiz“, welche vom 19.-21. Oktober 2018 in Meilen gezeigt wurde, wurden die Fotos neu produziert  und erstmals exklusiv der Öffentlichkeit gezeigt. /ahe     

 

Wydawca i Redaktor Naczelny: Tadeusz M. Kilarski