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Z żałobnej karty Ś.P. Mieczysław Przewrocki 4.11.1921 – 16.7.2018

About

Mieczyslaw, auch Mietek oder sogar Marcel ge­nannt, kam am 4.November 1921 in Przemysl, im Südosten Polens, zur Welt. Er war das Nesthäk­chen, das jüngste von sieben Kindern.

Seine Mutter führte ein kleines Lebensmittelge­schäft in der Stadt. Sie sah er jeweils vor allem am Abend, wenn sie ihm ein paar Schlecksachen mitbrachte. Der Vater war ein Selbstversorger Landwirt mit wenigen Tieren und einem Garten und wenig Ackerland. Alle Vorräte wurden selbst hergestellt. Nur Salz und Zucker wurden gekauft.

Über seinen Vater schreibt er in seiner Lebensge­schichte: „Meine Erinnerungen an meinen Vater sind unvergesslich. Er weckte mich am Morgen mit gütigen Worten, wusch mein Gesicht und die Hände, bürstete meine Haare, betete mit mir das „Vaterunser“ und nahm mit mir das Frühstück ein. Danach gingen wir zusammen in den Hof, zu den Stallungen, in den Obstgarten und auf das Feld. Ich durfte immer etwas tragen. Sogar beim Säen des Korns durfte ich hinter meinem Vater gehen. Seine langen Schritte sind mir immer noch präsent.“

Als Mietek sechs Jahre alt war, hatte diese Idylle ein plötzliches Ende. Seine Mutter starb an einer Lungenentzündung, die sie sich, nass im Durchzug stehend, zugezo

gen hatte. Passende Medikamente gab es noch nicht. Wenige Monate später starb der Vater an einer Blutvergiftung. Die beiden ältesten Geschwister übernahmen den Laden und die Sorge um die vier jüngeren Geschwister.

Mietek durchlief die Schulen in Przemysl bis kurz vor der Matura. Sein Interesse an Physik und Chemie war entfacht. Gerne ging er auch zu den Pfadfindern, wo er Grundsätze lernte, die ihn sein Leben lang prägten.

Im Sommer 1939 brach der Krieg aus und alle waren gespannt und verängstigt, was das wohl für sie bedeuten würde. Die Pfadigruppen wurden angefragt, ob sie bereit wären, Brücken, Tunnels und Bahnstationen zu überwachen. Mietek witterte das Abenteuer und meldete sich an. Seiner Schwester Zofia sagte er: „In zwei Wochen bin ich zurück!“ Aber es gab kein Zurück. Er blieb für immer im Ausland.

Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in einem Lager in Ungarn, gelangte er auf abenteuerlichen Wegen nach Jugoslawien ans Mittelmeer. Via Schiff kam er nach Frankreich, wo er der 2. Polnischen Schützendivision als Infanteriesoldat beitrat. Er war noch nicht 19 Jahre alt.

Am 19.Juni 1940 durfte die bedrängte Schützendivision und auch Soldaten anderer Länder in die Schweiz einmarschieren, ungefähr 13 000 an der Zahl. Für Mietek be­gann ein neuer Lebensabschnitt. Die Schweizer waren sehr herzlich zu den charman­ten Polen und schon bald hatte Mietek eine Schweizer Mutti in Form eines älteren Fräuleins, bei der er den Garten machte und die ihm ihr ganzes Leben mit Rat und Tat zur Seite stand.

Das Abenteuer ging weiter. In Oberburg bei Burgdorf und später in Wetzikon wurde ein polnisches Gymnasium eingerichtet, wo Mietek sein letztes Schuljahr absolvieren durfte, unterrichtet von polnisch sprechenden Lehrern, nach den Vorschriften des schweizerischen Lehrplans für Gymnasien. Im August 1941 war die Maturfeier, in Anwesenheit von General Prugar-Kettling, dem Kommandanten der 2. Polnischen Schützendivision. Ungefähr 300 internierte Polen durften im Hochschullager Winter­thur ihr Studium absolvieren. Nach Zürich an die grosse ETH durften sie anfänglich nicht. Im Juli 1946, ein Jahr nach Kriegsende, schloss Mietek als diplomierter Maschi­neningenieur ETH ab.

Nun galt es die Zukunft zu planen. Das nächste Ziel war für ihn, eine liebe Frau zu fin­den und eine Familie zu gründen. Sein Glück liess nicht lange auf sich warten. Er traf in Aarau Fräulein Friedel Häusler. Es war die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick. Im Februar 1947 wurde geheiratet.

1955, nach Stationen in Aarau und Zürich, nach der Geburt der Kinder Jolanda und Michael, kam der Umzug in die Region Basel. Der Firma Lonza blieb Mietek bis über die Pensionierung hinaus treu. Er entwickelte grosse Projekte in USA und auch im Wallis.

Seine Liebe zum Chorgesang zeigte sich schon früh. Mietek sang mit seiner schönen Bassstimme bei jeder Gelegenheit in einem Chor. Dies war bis vor zwei Wochen so, wo er noch mit seinen geliebten Sängerkollegen der Basler Liedertafel zusammen war. Der Veteranenchor der Basler Liedertafel verschönert heute seine Abdankungs­feier.

Das Familienleben der Przewrockis war nie wirklich langweilig. An den Wochenenden ging es auf Velotouren oder Wanderungen. Campieren war auch ein grosses Thema. Jedes Jahr ging es in die geliebten Zeltferien nach Italien oder nach Jugoslawien. Als ich heiratete und eine eigene Familie gründete, war Papi stets zur Stelle, um im oderums Haus herum zu helfen. Die Grosskinder interessierten ihn sehr und bereiteten ihm grosse Freude. Später kamen noch zehn Urgrosskinder dazu. Familienfilme, die er über die Jahre gedreht hat, zeugen von seinem Interesse und seiner Liebe.

In seinem Wohnmobil bereiste er mit Friedel halb Europa oder verbrachte viel Zeit auf seinem Segelboot am Hallwilersee. Dort konnte er seinen Gedanken über den Kos­mos und die Quantenphysik nachhängen.

Als vor zwölf Jahren (2006) seine geliebte Friedel mit 90 Jahren starb, blieb er stets positiv. Er führte den Haushalt, bearbeitete den Garten, empfing Gäste, kaufte und las Bücher über Quantenphysik, korrespondierte mit Verwandten und Freunden auf der ganzen Welt und interessierte sich für alle Menschen, die ihm begegneten. Sein gros­ser Wunsch, nicht ins Altersheim gehen zu müssen, ist in Erfüllung gegangen. Sein Wunsch, hundertjährig zu werden, leider nicht. Am Montag, 16.Juli 2018, starb er ei­nes natürlichen Todes in seinem geliebten Heim am Birkenweg 20 in Gelterkinden.

Lieber Papi

„Du bist deinen letzten Segeltörn zu deiner geliebten Friedel, deinen früh verstorbe­nen Eltern und deinen sechs Geschwistern angetreten. Mögest du immer genügend Wind in deinen Segeln haben – bis wir einander wiedersehen!“

 

                                                                       Jolanda Wiesner-Przewrocka

Wydawca i Redaktor Naczelny: Tadeusz M. Kilarski